Immer mehr Menschen leiden unter einer speziellen Form der Herzschwäche, der Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), die oft mit Adipositas oder Bluthochdruck einhergeht. Im Gegensatz zu anderen Formen der Herzschwäche gibt es für HFpEF bisher keine gezielten Therapien. Ein Team um Prof. Johannes Backs am Universitätsklinikum Heidelberg hat nun einen entscheidenden Mechanismus bei der Entstehung von HFpEF entdeckt: Das mitochondriale Enzym NNT (Nicotinamid-Nukleotid-Transhydrogenase). Dieses Enzym ist wichtig für die Energieproduktion und den Schutz vor schädlichem oxidativem Stress in unseren Zellen.
Dr. Mark Pepin vom Institut für Experimentelle Kardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg sagt: „Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass kardiometabolische HFpEF nicht nur eine Folge von Systemerkrankungen wie Übergewicht und Bluthochdruck ist, sondern dass es auch Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt gibt.“
Zentrale Rolle bei krankhaftem Umbau
In einem Tiermodell konnten die Forschenden nachweisen, dass Mäuse ohne funktionierendes NNT signifikant besser vor der Entwicklung von HFpEF geschützt waren. Dies war der Fall, obwohl diese Mäuse, ähnlich ihren Artgenossen, Übergewicht, Bluthochdruck und Glukoseintoleranz entwickelten. Die Studie belegt damit erstmalig, dass NNT eine zentrale Rolle bei der krankhaften Umgestaltung des Herzmuskels spielt.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht allein die Stoffwechselkrankheiten entscheidend sind – sondern wie das Herz auf den daraus entstehenden Stress reagiert“, so Pepin. Besonders auffällig war dabei die Rolle des Wachstumshormons FGF1, das durch NNT aktiviert wird und mit einer Versteifung des Herzmuskels assoziiert ist.
Neue Perspektiven für eine bislang therapieresistente Krankheit
Die Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Entwicklung gezielter Therapien gegen HFpEF – etwa durch die Hemmung von NNT. „Das ist ein vielversprechender Ansatz, um eine der häufigsten und am schwersten behandelbaren Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zukunft besser zu verstehen und zu therapieren“, so Backs.
Quelle
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. (07/2025)
Publikation
Pepin ME, Konrad PJM, Nazir S, et al. Mitochondrial NNT Promotes Diastolic Dysfunction in Cardiometabolic HFpEF. Circulation Research, Mai 2025, https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.125.326154