Wie Mikroplastik die Flussökologie verändert

3. September 2025

Forschende der Universitäten Duisburg-Essen und Köln haben erstmals untersucht, wie Mikroplastik aus Reifenabrieb die mikrobielle Gemeinschaft im Rhein beeinflusst. Über einen Zeitraum von vier Wochen setzten sie verschiedene Reifenpartikel der Strömung aus. Die Ergebnisse zeigen, dass die winzigen Teilchen – sowohl von neuen als auch von alten PKW- und LKW-Reifen – nicht als neutrale Oberflächen dienen, an denen sich Bakterien einfach nur ansiedeln. Stattdessen verändern sie die Zusammensetzung der sogenannten Biofilme. Das sind die bakteriellen Schichten, die natürlicherweise Steine und Sedimente im Fluss, aber auch künstliche Oberflächen bedecken.

„Wir konnten zeigen, dass sich bestimmte Bakterienarten besonders gern auf Reifenabrieb ansiedeln, während die allgemeine Vielfalt der Mikroorganismen darauf abnimmt“, erklärt Studienleiterin Dana Bludau. „Besonders die Biofilme auf größeren Partikeln älterer Reifen unterschieden sich deutlich von denen auf natürlichen Partikeln des Flussgrundes.“

Weitreichende Bedeutung über die Bakteriengemeinschaft hinaus

Diese Veränderungen haben eine weitreichende Bedeutung, die über die Bakteriengemeinschaft hinausgeht. Mikroorganismen sind nämlich die zentralen Akteure in Ökosystemen im Wasser, da sie organisches Material zersetzen, Nährstoffkreisläufe steuern und die Grundlage für die gesamte Nahrungskette bilden. „Wenn Reifenabrieb die Zusammensetzung dieser Biofilme verändert, betrifft das daher das gesamte Flusssystem“, betont Bludau.

Die Forschungsergebnisse stehen im Einklang mit den jüngsten Befunden des Landesamts für Natur, Umwelt und Klima NRW (LANUK). Eine Studie des LANUK hatte bereits eine hohe Belastung des Rheins durch primäres Mikroplastik nachgewiesen. Als primäres Mikroplastik werden bewusst hergestellte Kunststoffpartikel bezeichnet, wie sie beispielsweise in Kosmetika (z. B. Peelingkügelchen) oder als Granulat in der Industrie verwendet werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht hingegen, wenn größere Plastikteile zerfallen.

Während sich die Analysen des LANUK auf die Menge und Herkunft des Mikroplastiks konzentrierten, zeigt die Studie der Universitäten Duisburg-Essen und Köln erstmals, welche konkreten Auswirkungen Reifenabrieb auf die mikrobiellen Lebensgemeinschaften im Fluss hat. Die ökologischen Folgen von Mikroplastik waren bisher kaum systematisch erforscht. Die neue Untersuchung liefert daher einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der weitreichenden ökologischen Auswirkungen.

Quelle

Universität Duisburg-Essen (09/2025)

Publikation

https://doi.org/10.1016/j.envpol.2025.127004

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