Ein breites Bündnis von Verbänden aus Wirtschaft, Handel, Agrar sowie dem Prüf- und Laborbereich fordert entschlossene Reformen bei der staatlich organisierten Akkreditierung in Deutschland. In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier machen die Verbände, darunter der Deutsche Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP), auf strukturelle Defizite bei der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) aufmerksam. Verbunden damit ist ein dringender Appell an Politik und zuständige Stellen, notwendige Veränderungen mutig anzugehen.
Die Verbände betonen, dass die Leistungen qualifizierter Prüf-, Labor- und Zertifizierungsinstitutionen unverzichtbar für die Qualität, Sicherheit und Innovationsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland sind. Ohne diese Institutionen gäbe es kein „Made in Germany“ und keine funktionierende Qualitätsinfrastruktur für Verbraucher, Unternehmen und Behörden. Die Akkreditierung durch die DAkkS sei dabei ein zentrales Instrument: Sie sichert die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Konformitätsbewertungsstellen und schafft damit Vertrauen in Produkte und Märkte – sowohl national als auch international.
Bremst Deutschlands Akkreditierungsstelle die Wirtschaft aus?
Doch 15 Jahre nach der Gründung der DAkkS häufen sich die Probleme: Lange Bearbeitungszeiten, überbordende Bürokratiekosten und ein formalistisches Prüfverständnis bremsen nicht nur die Konformitätsbewertungsstellen selbst, sondern tangieren zunehmend auch ihre Kunden aus Industrie, Handel, Forschung und öffentlicher Hand. „Die Konformitätsbewertungsbranche ist systemrelevant, wird aber derzeit gründlich ausgebremst“, heißt es aus Kreisen des bislang einzigartigen Verbändebündnisses. In ihrer jetzigen Ausrichtung und Praxis ist die DAkkS laut dem Positionspapier kein Treiber für „Quality proofed in Germany“, sondern eher ein „limitierender Faktor“.
Die Kritik der Verbände richtet sich dabei nicht allein an die DAkkS selbst, sondern auch an ihr politisches und institutionelles Umfeld. Die Anforderungen und Erwartungen an die DAkkS steigen, doch die gesetzlichen Grundlagen und Ressourcen müssen hiermit Schritt halten. Es liegt nun an der Politik, den notwendigen Veränderungs- und Gestaltungswillen aufzubringen, um dieses System zukunftsfest zu machen und die DAkkS zu einem wirtschaftsorientierten öffentlichen Dienstleister zu entwickeln – so die grundsätzliche Forderung der Verbände.
Die konkreten Forderungen des Verbändebündnisses sind:
- Dienstleistungsorientierung stärken: Ein „Memorandum of Understanding“ soll die DAkkS in Richtung einer serviceorientierten Akkreditierungsagentur transformieren.
- Bürokratie abbauen & Verfahren beschleunigen: Ein „DAkkS-Bürokratieabbau-Check“ soll die Akkreditierungspraxis umfassend überprüfen, um Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen.
- Europäische Harmonisierung statt nationaler Alleingänge: Eigenmächtige Auslegungen und nationale Sonderwege der DAkkS sind zu beenden; stattdessen sollen harmonisierte, arbeitsteilige Akkreditierungssysteme auf europäischer Ebene gefördert werden.
- Gesetzliche Grundlagen und Stakeholder-Beteiligung verbessern: Das Akkreditierungsstellengesetz muss überarbeitet werden, um klare Regeln und Zuständigkeiten zu schaffen und die Rolle von Stakeholdern, insbesondere des Akkreditierungsbeirats (AKB), bei der Regelfindung zu stärken.
- Angemessene Finanzierung ohne KMU-Belastung: Die personelle und finanzielle Ausstattung der DAkkS muss an die Anforderungen einer modernen Dienstleistungsagentur angepasst werden, wobei Gebührenerhöhungen, die KMU unverhältnismäßig belasten, zu vermeiden sind.
Das Verbändebündnis richtet seine Forderungen insbesondere an das federführende Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) sowie die maßgeblichen Akteure und Träger der DAkkS GmbH. Andere betroffene Wirtschaftsbereiche und -verbände sind herzlich eingeladen, sich diesem breiten Bündnis anzuschließen und die gemeinsamen Anliegen für eine zukunftsfähige Ausrichtung der Akkreditierung in Deutschland zu stärken.
Link zum Positionspapier zur DAkkS und Akkreditierungspraxis in Deutschland
Quelle
Deutscher Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) (06/2025)