Dem Quartalsbericht 2/2025 des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) zufolge war das zweite Quartal 2025 für die deutsche Chemie- und Pharmabranche enttäuschend. Produktion, Umsatz und Preise sanken teils erheblich. Im Inland blieb die erwartete Trendwende aus, und der Auftragsmangel verschärfte sich. Viele Industriekunden reduzierten ihre Produktion und waren zurückhaltend bei der Bestellung von Chemikalien. Auch das Auslandsgeschäft war rückläufig. Dieser Rückgang war jedoch teilweise vorhersehbar: Im wichtigen Geschäft mit den USA hatte es zu Jahresbeginn Vorzieheffekte gegeben, da Exporte in Erwartung neuer Zölle vorübergehend stark erhöht wurden.
Keine kurzfristige Besserung in Sicht
Die angespannte Lage der Branche wird besonders an der Kapazitätsauslastung deutlich. Diese brach im zweiten Quartal 2025 auf nur noch 71,7 Prozent ein – den niedrigsten Stand seit 1991. Damit liegt die Auslastung weit unter der Schwelle, ab der die Produktion profitabel ist. Eine kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht, denn die Geschäftserwartungen haben sich erheblich verschlechtert.
Der VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert: „Das zweite Quartal war für die Chemie ein weiterer Härtetest. Schwache Nachfrage, sinkende Umsätze und eine Produktion weit unter Vorkrisenniveau – so sieht derzeit die Realität in unserer Branche und auch in weiten Teilen der deutschen Industrie aus. Geopolitische Krisen und politischer Zickzack zündeln an der Wirtschaft. Die Unsicherheit in Chemie- und Pharmaunternehmen ist riesig und lähmt das Geschäft. Die Feuerwehreinsätze des Kanzlers auf internationalem Parkett waren richtig und wichtig. In den zweiten 100 Tagen muss die Regierung die versprochene spektakuläre Aufholjagd starten. Nehmt gemeinsam die Schaufel in die Hand und baut den riesigen Bürokratieberg und die strukturellen Defizite am Standort ab. Jetzt zählt nur Handeln – mutig, schnell, entschlossen.“
Kennzahlen des zweiten Quartals 2025
- Trotz der negativen Entwicklungen hält der Verband der Chemischen Industrie (VCI) an seiner Jahresprognose fest: Die Produktion der Chemie- und Pharmaindustrie wird im Gesamtjahr 2025 voraussichtlich stagnieren. Für die Chemie allein wird ein Rückgang von 2 Prozent erwartet. Bei sinkenden Preisen dürfte der Gesamtumsatz der Branche um 1 Prozent auf 221 Milliarden Euro fallen. Eine Trendwende im In- oder Ausland ist derzeit nicht in Sicht.
- Produktion: Im Vergleich zum Vorquartal sank die Produktion um 3,8 Prozent, was einem Rückgang von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Kapazitätsauslastung brach auf nur noch 71,7 Prozent ein.
- Preise: Die Erzeugerpreise gerieten unter Druck und sanken im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 Prozent. Sie lagen damit 0,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Umsatz: Der Gesamtumsatz der Branche sank im Vergleich zum Vorquartal um 5,2 Prozent auf 52,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Quelle
Verband der Chemischen Industrie (VCI) (09/2025)