Gentransfer über Artgrenzen hinweg

21. Oktober 2025

Die Gefiederfarbe von Vögeln kann sich durch Genmutationen verändern. Das Auftreten solchen Mutationen ist jedoch vom Zufall abhängig und zeitlich kaum vorherzusagen. Über einen schnelleren Weg zum Gentransfer berichtet jetzt ein internationales Forschungsteam. Die Gruppe beschreibt den Gentransfer über Artgrenzen hinweg, bei dem eine Art von Steinschmätzern die vorherrschende Färbung ihres Gefieders an eine andere Art von Steinschmätzern weitergab. Diese zeitlich deutlich schnellere Veränderung durch Gentransfer wird in der Studie beschrieben.

Austausch eines Farbgens über Artgrenzen hinweg

Die Forscherinnen und Forscher stellten in ihrer Untersuchung fest, dass beim Balkansteinschmätzer (Oenanthe melanoleuca) bereits die Modifikation eines einzelnen Farb Gens zu einer signifikanten Veränderung der Gefiederfarbe führte. Konkret wandelte sich die ursprüngliche schwarze Farbe des Rückens zu einem Weißton. Auch die ehemals schwarze Kehle präsentierte sich fortan wahlweise in Weiß oder Schwarz. Die Weitergabe dieser neuen Farbmerkmale von Kehle und Rücken gelang durch die Verpaarung der Balkansteinschmätzer mit den nahe verwandten Maurensteinschmätzern, wobei Letztere die neue Weißfärbung übernahmen.

„Die Hybriden aus beiden Arten fungierten gewissermaßen wie ein Genbote“, sagt Prof. Dr. Holger Schielzeth. Obwohl gelegentlich Hybride, also Kreuzungen zwischen den beiden Vogelarten, entstehen, bleiben sie laut Schielzeth dennoch eigenständige Arten. Während der Nutzen der neu erworbenen weißen Rückenfarbe momentan noch unklar ist, konnten die Forschenden die Kehlfärbung mittels Stickstoffisotopenanalysen mit Unterschieden in der Nahrungsaufnahme in Verbindung bringen.

Genetische Vielfalt hilft bei der Anpassung an veränderte Umwelt

Reto Burri, der Leiter der Studie, betont, dass eine große genetische Vielfalt den Arten einen Vorteil verschafft, sich an sich wandelnde Umweltbedingungen anzupassen. Der Klimawandel führt dabei zu einer solchen, im evolutionären Maßstab rasanten Veränderung. Reto Burri: „Arten, die über eine große Bandbreite an Erbanlagen verfügen, haben bessere Chancen, sich an eine rasch verändernde Umwelt anzupassen.“ Die Studie belegt, dass Arten jede verfügbare genetische Vielfalt – sowohl innerhalb der eigenen Spezies als auch über Artgrenzen hinweg – zur Anpassung an die sich wandelnde Umwelt nutzen.

Quelle

Friedrich-Schiller-Universität Jena (10/2025)

Publikation

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