Dünger aus Klärschlamm: Neue Recyclinganlage für Phosphorrückgewinnung

23. Oktober 2025

In Altenstadt (Oberbayern) eröffnete die Emter GmbH die deutschlandweit modernste Anlage zur Phosphorrückgewinnung, basierend auf dem von der BAM entwickelten AshDec®-Verfahren. Diese Anlage verarbeitet jährlich bis zu 50.000 Tonnen getrockneten Klärschlamm zu 15.000 Tonnen hochwertigem Phosphatdünger (R-Rhenania Phosphat). Das erfüllt bereits jetzt die ab 2029 geltende Pflicht zur Phosphorrückgewinnung. Beim R-Rhenania-Verfahren wird dem Klärschlamm Natriumkarbonat zugesetzt und thermochemisch behandelt. Dadurch wird schwer löslicher Phosphor in pflanzenverfügbare Form umgewandelt. Gleichzeitig werden flüchtige Schwermetalle sicher entfernt.

Damit wurde ein deutschlandweit einzigartiges Recyclingverfahren für Phosphor entwickelt, das erstmals großtechnisch umgesetzt wird.

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume: „Aus Reststoff wird Rohstoff: Die Emter GmbH betreibt in Altenstadt eine der modernsten Anlagen zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm in ganz Europa. Phosphor ist eine wichtige Ressource für die Landwirtschaft als Düngemittel und Grundlage für viele industrielle Anwendungen. Bisher wird Phosphor in Deutschland und Europa zu 90 Prozent importiert. Mit der Rückgewinnung aus Klärschlamm leistet die Emter GmbH einen wichtigen Beitrag zu Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit. Das ist Heimat und Hightech at its best!“

Mit hocheffizienter Technologie zur nachhaltigen Phosphorrückgewinnung

„Die Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist eine Erfolgsgeschichte, bei der wir viele Herausforderungen überwunden haben – nicht zuletzt die zwischenzeitlich stark gestiegenen Energie- und Baukosten. Mit der Technologie leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung der Phosphorversorgung in Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist es gelungen, die Erkenntnisse der Forschung direkt in die Anwendung zu überführen“, sagt Christian Adam (BAM).

„Mit der neuen Anlage setzen wir unsere Philosophie als Emter GmbH konsequent um: Wir verwerten, was Zukunft schafft. Die Kooperation mit der BAM hat es uns ermöglicht, ein innovatives Verfahren großtechnisch umzusetzen. Das setzt Maßstäbe für nachhaltige Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung – und zeigt, wie aus Abfall ein wertvoller Rohstoff wird. Diese Implementierung ist für Kläranlagen und Kommunen eine kosteneffiziente Lösung, um die zukünftige Rückgewinnungspflicht zu erfüllen“, erklärt Johann Emter, Geschäftsführer der Emter GmbH.

Recycling-Phosphat vor Markteinführung und Öko-Zulassung

Das Recyclingverfahren wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten Projekts R-Rhenania umgesetzt. Die Universität Bonn und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bestätigten die hohe Düngewirkung des Recyclingprodukts in umfangreichen Gefäß- und Feldversuchen. Um den Dünger vermarkten zu können, wird die erforderliche Registrierung nach der EU-Chemikalienverordnung REACH noch in diesem Jahr abgeschlossen. Zudem ist die Zulassung für den ökologischen Landbau in Vorbereitung. Der produzierte Dünger soll vollständig regional in Bayern verwertet werden. Dadurch entsteht ein geschlossener Stoffkreislauf, der vom Abwasser über die Klärschlammverwertung bis hin zur landwirtschaftlichen Nutzung reicht.

Anlage löst Phosphorpflicht innovativ ein

Die Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) macht die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm ab 2029 gesetzlich verpflichtend. Sie untersagt weitgehend die bisherige Ausbringung von Klärschlämmen auf landwirtschaftlichen Flächen. Ziel ist es, die Böden vor Schadstoffen zu schützen und wertvolle Ressourcen wie Phosphor gezielt zurückzugewinnen. So soll die Abhängigkeit von importiertem Rohphosphat reduziert werden. Kläranlagen, die phosphorreiche Schlämme behandeln, sind fortan dazu verpflichtet, Phosphor entweder direkt aus dem Schlamm oder aus der Verbrennungsasche zurückzugewinnen.

Die neue Anlage bietet hierauf eine wegweisende Antwort: Im Rahmen des R-Rhenania-Projekts wurde der thermochemische Rückgewinnungsprozess direkt in die Klärschlammverbrennung integriert. Dies ermöglicht die energieeffiziente und schadstoffarme Produktion von Recyclingdünger. Mit dieser ersten großtechnischen Anlage ihrer Art in Deutschland, die die gesetzlichen Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern technologisch übert

Quelle

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) (10/2025)

Weiterführender Link

Modifiziertes Rhenania Phosphat aus Klärschlammasche für Bayern

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