Das „Sauce-béarnaise-Syndrom“ – gibt es das wirklich?

7. Juli 2025

Der Geruchssinn gilt als der Ursinn des Menschen und ist doch oft das unbeachtete „Stiefkind“ unserer anderen, gut erforschten Sinne. Bereits bei Geburt ist er voll entwickelt, und Babys können manche Gerüche sogar besser wahrnehmen als Erwachsene. Das ist wichtig für sie, da sie so ihre Eltern von anderen Menschen unterscheiden und leichter den Weg zur Brust finden können. Gerüche prägen unser Leben maßgeblich: Manche begleiten uns seit der Kindheit, andere sind lebenslang präsent.

Ob wir einen Duft mögen oder nicht, hängt stark von unseren Erfahrungen ab. So verbinden manche den Geruch von Kaffee mit schönen Erinnerungen an die Familie, Entspannung oder Urlaub – etwa an Sonntage bei Oma mit frischgemahlenem Kaffee. Andere empfinden ihn als unangenehm, weil ihnen der Geruch Übelkeit verursacht. Das liegt daran, dass beim Riechen im Gehirn dieselben Bereiche aktiviert werden wie bei Gefühlen wie Freude oder Ekel.

Menschen können daher eine Aversion gegen einen bestimmten Geruch oder Geschmack von Lebensmitteln entwickeln, die auf einer eigenen konkreten Erfahrung beruht.

Der Psychologe Martin Seligman beschreibt diesen Mechanismus als „Sauce-béarnaise-Syndrom“. Nach einem Abendessen mit Filet und Sauce béarnaise musste er sich übergeben und entwickelte daraufhin einen dauerhaften Ekel gegen die Sauce, nicht jedoch gegen das Fleisch. Diese Aversion entstand, obwohl Seligman wusste, dass die Übelkeit durch eine Magen-Darm-Grippe verursacht wurde.

Geruch

Menschen können eine Aversion gegen einen bestimmten Geruch oder Geschmack von Lebensmitteln entwickeln, die auf einer eigenen konkreten Erfahrung beruht.

Neue VDI-Richtlinie zu „ekelerregenden Gerüchen“

Der Entwurf der neuen Richtlinie VDI 3940 Blatt 6 E befasst sich mit ekelerregenden Gerüchen, da solche Gerüche Gesundheitsgefahren nicht ausschließen lassen. Dies ist besonders im Rahmen des Bundesimmissionsschutzgesetzes wichtig, um die Bevölkerung bei der Genehmigung und Überwachung von Anlagen zu schützen.

Bisher gab es keine standardisierte Methode, um zu beurteilen, ob ein Geruch als ekelerregend oder Übelkeit auslösend gilt. Die neue Richtlinie bietet eine standardisierte Vorgehensweise: Mithilfe eines Fragebogens wird das Ekelpotenzial einer Anlage schrittweise am Emissions- und Immissionsort ermittelt. Wird das kritische Ekelpotenzial am Beobachtungsort erreicht oder überschritten, besteht eine Gesundheitsgefahr für die Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Anlage, und es ist nicht mehr nur von erheblicher Belästigung die Rede. Dann müssen sowohl der Anlagenbetreiber als auch die Behörden entsprechend handeln.

Die Richtlinie ergänzt das komplexe technische Regelwerk des VDI rund um die Messung und Bewertung von Gerüchen in der Außenluft (DIN EN 13725, DIN EN 16841-1 und DIN EN 16841-2, VDI 3940 Blatt 3 bis Blatt 5​​​​​​​, VDI 3880, VDI 3883 Blatt 1 bis Blatt 4, VDI 3884 Blatt 1) und im Innenraum(VDI 4302 Blatt 1​​​​​​​, DIN ISO 16000-28 DIN ISO 16000-30) sowie die Regelungen der Technischen Anleitung Luft (TA Luft Anhang 7), die die Bundesimmissionsschutzgesetzgebung (BImSchG) untersetzt.

Quelle

VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. (06/2025)

Publikation

VDI 3940 Blatt 6 E.

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