Antivirale Prüfungen an Infektionsschutztextilien

12. Juni 2025

Um das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern, insbesondere im medizinischen Bereich, zu senken, werden Textilien mit antiviralen Wirkstoffen ausgestattet. Die Wirksamkeit dieser antiviralen Eigenschaften muss in Labortests sorgfältig überprüft und bestätigt werden. Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts zu Infektionsschutztextilien hat das biologische Prüflabor der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) die antiviralen Aktivitäten mit Coronaviren untersucht.

Viren können auf Oberflächen wie Kunststoffen oder Textilien mehrere Stunden bis Tage überleben. Daher spielen diese Oberflächen eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Viren als Krankheitserregern. Während der SARS-CoV-2-Pandemie wurden zahlreiche Studien zu diesem Thema durchgeführt. Antiviral ausgerüstete Textilien können dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu verringern, was besonders bei Textilien im medizinischen Umfeld von großem Nutzen ist.

Antivirale Textilien: Prüfung und Sicherheit in der Mikrobiologie

Um die antiviralen Eigenschaften von Textilien zu bestätigen, sind Labortests der aktuelle Stand der Technik, da sie aufwendige Erprobungen im medizinischen Umfeld minimieren. Die Arbeit mit Viren ist jedoch komplex und anspruchsvoll, da sich Viren im Gegensatz zu Bakterien nicht auf Nährmedien vermehren lassen. Per Definition sind Viren keine Lebewesen, da sie für ihre Vermehrung auf Wirtszellen angewiesen sind. Dies erfordert für Laborprüfungen die Kombination von Fachkompetenz in der Mikrobiologie und der Zellkulturtechnik.

Zudem sind für Tätigkeiten mit den meisten human- und tierpathogenen Viren behördliche Genehmigungen für das Labor unerlässlich. Das biologische Prüflabor der DITF verfügt über die erforderlichen Genehmigungen gemäß Infektionsschutzgesetz und Tierseuchenerregerverordnung für Risikogruppe 2. Dies erlaubt die Arbeit mit Mikroorganismen, die Krankheiten bei Mensch oder Tier hervorrufen können, die in der Regel gut beherrschbar sind.

Coronaviren im Fokus: Realitätsnahe antivirale Prüfmethoden

Einige Prüflabore setzen für antivirale Tests auf sogenannte Phagen, da deren Handhabung einfacher ist. Diese Viren vermehren sich in Bakterien als Wirtszellen. Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) haben im Rahmen eines Forschungsprojektes jedoch einen realitätsnäheren Ansatz gewählt: Sie bestimmten die antivirale Aktivität direkt mit Coronaviren. Dabei wurde das MHV-Virus ausgewählt, ein Coronavirus, das eng mit dem SARS-CoV-2-Virus verwandt ist und eukaryontische Zellen – also Zellen mit einem Zellkern, wie sie bei Menschen und Tieren vorkommen – als Wirte nutzt.

Das Prüfverfahren zur Bestimmung der Effektivität gegenüber Coronaviren musste speziell an die Viren und ihre Wirtszellen angepasst werden. Dringen Viren in die Wirtszellen ein und nutzen sie zur Vermehrung, zeigen diese Zellen zytopathische Effekte. Diese Schädigungen sind unter dem Lichtmikroskop deutlich sichtbar. Die sichtbare Schädigung der Wirtszellen wird genutzt, um die Anzahl der Viren zu bestimmen, da die Viren selbst aufgrund ihrer geringen Größe im Lichtmikroskop nicht sichtbar sind.

AGXX®-Technologie: Textilien mit über 99 % antiviraler Wirksamkeit gegen Coronaviren

Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Entwicklung antimikrobieller Infektionsschutztextilien unter Verwendung der AGXX®-Technologie, in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Heraeus Precious Metals GmbH & Co. KG, hat das biologische Labor der DITF ein Prüfprotokoll zur Bestimmung der antiviralen Aktivität mit einem Coronavirus entwickelt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Bei mit AGXX® ausgerüsteten Textilien konnte eine signifikante Inaktivierung der MHV-Coronaviren von über 99 Prozent nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen zur antiviralen Wirksamkeit von Textilien gegenüber Coronaviren sind ein wichtiger Fortschritt für die Entwicklung und Qualitätssicherung antiviraler Textilien.



Quelle: Deutsches Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (06/2025)

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