Coronaviren manipulieren die Zellen, die sie infizieren, um sich optimal zu vermehren. Ein wesentlicher Teil dieses Prozesses ist die Umstrukturierung der inneren Zellmembranen zur Bildung spezieller Replikationsorganellen. Dieser Vorgang ist stark von der Bildung bestimmter Membranbausteine, den Sphingolipiden, abhängig. Ein Forschungsteam des Instituts für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Instituts für Pharmazie der Freien Universität Berlin hat nun untersucht, wie der Sphingolipid-Stoffwechsel und die daran beteiligten Enzyme die Vermehrung von Coronaviren beeinflussen.
„Die Stärke der Studie liegt im Vergleich mehrerer humaner Coronaviren“, so die JLU-Virologin Dr. Christin Müller-Ruttloff. „Diese Erkenntnisse verbessern unser Verständnis darüber, wie verschiedene Coronaviren die Sphingolipid-Landschaft ihrer Wirtszellen umgestalten, um ihre Vermehrung zu sichern.“ Die gezielte Beeinflussung des Sphingolipid-Stoffwechsels könnte neue Forschungsansätze für antivirale Strategien eröffnen.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass die Sphingomyelinasen eine entscheidende Rolle bei einem frühen Schritt der Virusvermehrung spielen, der Bildung der Replikationsorganellen. Der Virologe Florian Salisch (JLU) erläutert: „Coronaviren setzen einen massiven Umbau von intrazellulären Membranen in Gang, um die Zellen zu zwingen, zahlreiche Replikationsorganellen auszubilden, in deren Inneren dann die Produktion der viralen Bestandteile beginnt.“ Sphingolipide bilden dabei wichtige Bausteine dieser Strukturen, und die Sphingomyelinasen beteiligen sich aktiv an deren Entstehung.
Quelle
Justus-Liebig-Universität Gießen (09/2025)
Publikation
Salisch F., Schumacher F., Gärtner U., Kleuser B., Ziebuhr J., Müller-Ruttloff C. Targeting sphingolipid metabolism: inhibition of neutral sphingomyelinase 2 impairs coronaviral replication organelle formation. mBio0:e00084-25. https://doi.org/10.1128/mbio.00084-25