Immer mehr hochgradig multiresistente Erreger

13. Juni 2025

Forschungsinstitut

Im Jahr 2024 registrierte das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger an der Ruhr-Universität Bochum einen weiteren Anstieg der eingesendeten Proben mit multiresistenten Bakterien. Es wurden über 10.000 Proben analysiert, wobei der Anteil der Proben mit Carbapenemasen besonders besorgniserregend war. Diese bakteriellen Enzyme können wichtige Reserveantibiotika wie Carbapeneme spalten und inaktivieren. Ihr Anteil stieg auf 61,1 Prozent, verglichen mit 43,9 Prozent drei Jahre zuvor. „Wir können eine intensivierte Überwachung nur dringend empfehlen“, unterstreicht Dr. Niels Pfennigwerth vom NRZ, das seinen Jahresbericht im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts am 15. Mai 2025 herausgegeben hat. Für Patient:innen, die in einem Krankenhaus behandelt werden, sind solche Erreger lebensbedrohlich, da es kaum noch Behandlungsoptionen gibt.

Fokus auf Carbapenemasen

Seit 2009 bietet das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger, beauftragt vom Robert Koch-Institut, eine kostenfreie Untersuchung multiresistenter gramnegativer Bakterienstämme an. Deutsche Labore können klinische Isolate, die sich als resistent gegen wichtige Antibiotika erwiesen haben, zur weiteren Feintypisierung einsenden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Abklärung von Carbapenemasen – das sind bakterielle Enzyme, die die wichtigen Reserveantibiotika der Carbapeneme spalten und somit inaktivieren können.

Resistent

Zunahme ist real

Im Jahr 2024 war das NRZ erneut mit einem deutlichen Anstieg der Einsendezahlen konfrontiert, sodass schlussendlich über 10.000 Bakterienisolate tiefergehend analysiert wurden. Auch stieg wie im Vorjahr die Zahl der Carbapenemase-Nachweise stärker als die Zahl der Einsendungen – der Anteil von Carbapenemase-produzierenden Isolaten erhöhte sich damit weiter und lag bei Enterobacterales (etwa Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae) nun bei 61,1 Prozent der untersuchten Isolate. Zum Vergleich: Diese Zahl lag im Jahr 2021 noch bei nur 43,9 Prozent. „Die Zunahme von Infektionen oder Kolonisationen mit Carbapenemase-produzierenden Bakterienstämmen in Deutschland ist somit unseren Daten zufolge real und nicht nur durch gestiegene Untersuchungszahlen begründet“, verdeutlicht Niels Pfennigwerth.

Multiresistente Bakterien schränken Therapieoptionen ein

Die Produktion einer Carbapenemase führt typischerweise zu einer Resistenz gegen die gängigen Betalaktam-Antibiotika, was die verfügbaren Therapieoptionen erheblich einschränkt. Diese Problematik verschärft sich noch, wenn Isolate mehrere Carbapenemasen produzieren, deren Wirkspektren sich oft ergänzen.

Die Forschenden betonen die dringende Notwendigkeit, die Überwachung dieser Resistenzen nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch zu intensivieren. Nur so lässt sich ein präziser Überblick über die Entwicklungen gewinnen und es können geeignete Maßnahmen gegen die fortschreitende Verbreitung ergriffen werden. Besorgniserregend ist für die Experten jedoch, dass die Finanzierung des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) durch das Bundesministerium für Gesundheit zunehmend unzureichend ist, um die anfallenden Aufgaben weiterhin vollumfänglich erfüllen zu können.



Quelle: Ruhr-Universität Bochum (06/2025)


Publikation:
Niels Pfennigwerth, Sophie Möller, Jessica Eisfeld, Frederik Pankok, Sören G. Gatermann: Bericht des Nationalen Referenzzentrums für gramnegative Krankenhauserreger für das Jahr 2024, DOI: 10.25646/13143
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/20-21_25.pdf

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