Selbstverletzendes Verhalten durch biochemische Analyse von Haarproben nachweisen

3. Dezember 2025

Eine aktuelle Studie der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, geleitet von Alexander Karabatsiakis, belegt, dass selbstverletzendes Verhalten durch die biochemische Analyse von Haarproben nachweisbar ist. Dieser innovative Ansatz kann zukünftig zur Prävention und Risikoeinschätzung bei Personen mit psychischen Belastungen genutzt werden.


Psychische Stressbelastungen führen oft zu selbstverletzendem Verhalten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen dieser Kooperation konnte ein interdisziplinäres Team zeigen, dass nicht-suizidale Selbstverletzung mittels eines spezifischen Protein-Fingerabdrucks in Haarproben mit einer Genauigkeit von 84 Prozent nachgewiesen werden kann.

Protein-Fingerabdruck im Haar

Haarproben bieten einen signifikanten Vorteil: Sie sind einfach einzusammeln, zu transportieren und zu lagern und ermöglichen somit einen unkomplizierten Einblick in die biochemische Stressgeschichte des Körpers. Für die aktuelle Studie wurde erstmals eine massenspektrometrische Proteomics-Analyse angewendet, die in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Klinische Biochemie der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelt wurde. Diese Methode schlägt eine bisher kaum genutzte Brücke zwischen den Disziplinen Verhaltensmedizin, psychische Gesundheit und Molekularbiologie.

Ansatz für Prävention und Risikoeinschätzung

„Diese Studie ist die erste ihrer Art. Mit den Haarproben können wir erstmals biochemisch in die Stressvergangenheit des Körpers blicken – und diesen Ansatz für Prävention und Risikoeinschätzung bei psychischen Belastungen nutzen“, sagt der Innsbrucker Leiter der Studie, Alexander Karabatsiakis vom Fachbereich Klinische Psychologie II. „Wir hoffen nun, dass dieses Verfahren hier in Innsbruck in vielen Anwendungsbereichen Interesse findet.“

Quelle

Universität Innsbruck (11/2025)

Publikation

Demonstrating the potential of untargeted hair proteomics for personalized biomarkers in stress-associated disorders. Maurizio Sicorello, Jeanne-Carla Sprenger, Lisa Störkel, Bettina Sarg, Leopold Kremser, Christian Schmahl, Niedtfeld, Alexander Karabatsiakis. Psychoneuroendocrinology 2025. DOI: 10.1016/j.psyneuen.2025.107684
https://dx.doi.org/10.1016/j.psyneuen.2025.107684

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