Trinkwassertests: In 42 von 46 Stichproben wurden PFAS nachgewiesen

25. November 2025

Die Süßwasserressourcen für unsere Trinkwassergewinnung sind einer wachsenden Gefahr ausgesetzt. Aktuelle Stichproben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) belegen, dass in der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Trinkwasserproben sogenannte Ewigkeitschemikalien, die per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), nachgewiesen wurden. Diese Substanzen lagen teilweise in Konzentrationen vor, die über den ab Januar 2026 gültigen, neuen Grenzwerten der Trinkwasserverordnung liegen.

Zwischen Juni und Oktober 2025 entnahmen BUND-Aktive aus ganz Deutschland insgesamt 46 Stichproben. Dabei wurden in 42 Proben – und somit in nahezu allen – PFAS gefunden. Nur in vier Proben konnten keine PFAS nachgewiesen werden. Es ist zu beachten, dass diese Proben lediglich örtliche und zeitliche Momentaufnahmen darstellen und je nach Wassernetz nicht die Situation der gesamten Stadt widerspiegeln. Ein Großteil des deutschen Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen.

Verena Graichen, BUND-Geschäftsführerin Politik: „Unsere Stichproben zeigen, dass PFAS längst in unserem Wasserkreislauf angekommen sind – von Oberflächengewässern über Grundwasser bis ins Trinkwasser. Selbst tiefe Mineralwasserbrunnen sind betroffen. Die Folge: Das Aufbereiten von sauberem Trinkwasser wird immer aufwendiger und teurer. Die entstehenden Kosten sollten von den Verursachern gezahlt werden und nicht von den Verbraucherinnen und Verbrauchern.“

Altlasten, aber auch zugelassene kurzkettige „Ersatzstoffe“ weit verbreitet

Am häufigsten und in den höchsten Konzentrationen wurden bisher nicht regulierte PFAS gefunden, die teilweise als „Ersatzstoffe“ für die weniger als 20 regulierten Substanzen dienen. Dazu zählen Trifluoracetat (TFA), Perfluorbutansäure (PFBA) und insbesondere Perfluorpropansäure (PFPrA). Letztere Substanz läuft momentan vollständig unter dem Radar der Behörden und ist auch in künftigen Messprogrammen nicht vorgesehen.

Zudem wurden in mehreren Regionen, namentlich in Zeuthen (Brandenburg) sowie in Ludwigslust und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern), Überschreitungen zukünftiger PFAS-Grenzwerte festgestellt. Die dort erhöhten PFOA-Konzentrationen deuten auf Altlasten durch den früheren Einsatz von PFAS-haltigen Feuerlöschschäumen hin. Obwohl eine Wasserprobe aus dem Berliner Regierungsviertel unter den zukünftigen Grenzwerten lag, enthielt sie in der Summe (PFAS-4 = 12 ng/L) bereits eine Menge an PFAS, bei der laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gesundheitliche Auswirkungen wie ein geschwächtes Immunsystem bei Kindern unter zehn Jahren durch eine regelmäßige Aufnahme nicht ausgeschlossen werden können. Dies ist besonders besorgniserregend, da Menschen ohnehin bereits höheren Mengen an PFAS durch Lebensmittel und Alltagsprodukte ausgesetzt sind.

Neue PFAS Grenzwerte für Trinkwasser

Die neuen PFAS-Grenzwerte für Trinkwasser, die in Deutschland im Januar 2026 und 2028 in Kraft treten, stellen die Wasserversorgungsunternehmen vor erhebliche technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Die aktuell verfügbaren Verfahren zur Entfernung von PFAS sind nämlich nicht nur teuer, energie- und ressourcenintensiv, sondern zeigen sich zudem bei der Entfernung von TFA (Trifluoracetat) nur begrenzt wirksam.

Graichen: „Wasserversorger können nicht die Müllabfuhr einer verfehlten Chemikalienpolitik sein. Hinzu kommt: Im Trinkwasser können PFAS noch aufwendig rausgefiltert werden, doch wie machen wir das mit unseren Lebensmitteln, unseren Böden, Flüssen und dem Meer? Dabei sind Alternativen in vielen Bereichen bereits verfügbar, etwa für Textilien, Pfannen und Kältemittel. Nur ein umfassende PFAS-Beschränkung kann die zunehmende Verschmutzung unserer Umwelt stoppen. Die Politik muss handeln und uns alle schützen.“

Aufgrund des massenhaften Einsatzes von PFAS steigen die Konzentrationen dieser Chemikalien kontinuierlich in unseren Körpern und der Umwelt an. Im August veröffentlichte der BUND hierzu bereits eine gesonderte Auswertung zur PFAS-Belastung von Lebensmitteln. Auch Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen schlagen angesichts der Situation Alarm, da Studien die Effekte einer ständigen, langfristigen Einnahme auf den Körper belegen. Zu den möglichen Folgen zählen unter anderem ein erhöhter Cholesterinspiegel, ein größeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberschäden oder ein geschwächtes Immunsystem.

Quelle

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) (11/2025)

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