Die Akkreditierung kann Labore vor große Herausforderungen stellen, sei es durch hohen Zeitaufwand oder kritische Abweichungen durch die DAkkS. Diese können sogar den gesamten Betrieb gefährden. Um solche Eskalationen zu vermeiden, veranstaltete Klinkner und Partner am 23. und 24. September 2025 das fünfte Forum Akkreditierung.
Diese zweitägige virtuelle Veranstaltung versammelte QM-Beauftragte, DAkkS-Begutachtende und Rechtsexperten zu einem wertvollen Erfahrungsaustausch. Ziel war es, Erfolgsrezepte für die Akkreditierung zu teilen, Abweichungsberichte – insbesondere zur DIN EN ISO/IEC 17025 – zu besprechen und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Akkreditierungsstelle zu optimieren. Das Forum bot nützliche Einblicke in die Höhen und Tiefen der Akkreditierungswelt für Labore aus allen Fachrichtungen, von Prüf- und Kalibrierlaboren bis hin zum medizinischen Bereich.
Interaktion und Austausch beim Forum Akkreditierung
Das Forum Akkreditierung zeichnete sich durch eine bemerkenswert hohe Interaktion aus, obwohl es rein virtuell stattfand. An zwei vollen Tagen diskutierten Anwender und Referenten intensiv über ISO-Normen, KI-Anwendungen und Erfahrungen mit DAkkS-Gutachtern. Die hohe Diskussionsfreudigkeit führte dazu, dass der straffe Zeitplan der Moderatoren oft eine Herausforderung darstellte, was jedoch als positives Zeichen für das große Interesse der Teilnehmer gewertet wurde.
Klinkner und Partner hat die Veranstaltung über die Jahre hinweg von einer reinen Vortragsreihe zu einem interaktiven Rundumpaket entwickelt. Das Tagungsprogramm nutzte die Plattform Teams, um in virtuellen Diskussionsräumen den Austausch in kleineren Gruppen zu ermöglichen. Ergänzend diente ein großes virtuelles Miroboard als zentrale Pinnwand, auf der Teilnehmer ihre Fragen notierten. Die meisten dieser Fragen bezogen sich auf die Schwerpunkte DAkkS, ISO 17025 und Digitalisierung. Viele Anliegen konnten im Laufe der Tage direkt durch die Referenten, den Veranstalter oder andere Teilnehmer beantwortet werden.
Blick in die Zukunft: KI im Qualitätsmanagement
Als Auftakt des Forums Akkreditierung präsentierte Dr. Carsten Behrens in seiner Keynote Live-Anwendungsbeispiele für generative KI im Qualitätsmanagement. Er demonstrierte, wie KI den Arbeitsalltag erleichtern kann, beispielsweise durch die Strukturierung von Arbeitsabläufen in Tabellenform oder die Erstellung ganzer Prozessdokumentationen aus einer einfachen Sprachbeschreibung.
Behrens betonte, dass KI zwar keine perfekten, aber „70-Prozent-Versionen“ liefere. Diese Entwürfe müssten vom Menschen bewertet, verifiziert und korrigiert werden. Er sieht die Stärke generativer KI darin, dass sie die anfängliche Barriere des leeren Blattes überwindet. Der Experte für agile Managementsysteme ist überzeugt, dass in nur zwei Jahren Führungsimpulse und geänderte Compliance-Richtlinien automatisch und ohne lange Freigabeketten über implementierte KI-Lösungen in alle Unternehmensebenen und Dokumente (SOPs, E-Mail-Vorlagen etc.) eingearbeitet werden.
Aktuelle Abweichungen in der Akkreditierung
Nach dem KI-Einstieg von Behrens führte DAkkS-Begutachterin Susanne Kolb tief in die Materie ein, indem sie aktuelle Abweichungen aus Akkreditierungsbegutachtungen des Jahres 2025 präsentierte – schwerpunktmäßig zur DIN EN ISO/IEC 17025:2018.
Kolb präsentierte eine Sammlung typischer Mängel und hob einen kritischen Fall hervor, bei dem qualitätsrelevante Dokumente in Microsoft Teams ohne eingeschränkte Zugriffsrechte abgelegt waren. Dies sei ein klarer, sofort alarmierender Mangel. Bei anderen Abweichungen riet Kolb hingegen zur Diskussion mit der DAkkS, da oft Grauzonen und Ermessensspielräume existieren. Als Beispiele nannte sie die Beanstandung des fehlenden Eskalationsverfahrens bei Nichterreichbarkeit des Labors oder die Forderung, dass jeder Seite eines Korrekturberichts dessen Status als solcher zu entnehmen sein muss. Die Beispiele machten deutlich, wie sehr es bei der Akkreditierung auf die Details ankommt.
Abgrenzung, Kompetenznachweise und Dokumentation
Die Abgrenzung von Anforderungen und deren zeitlicher Wandel wurden im Vortrag von Susanne Kolb deutlich. Auf die Frage einer Teilnehmerin, ob die Ausbildung des Laborpersonals als ausreichender Qualifikationsnachweis für die Bedienung von Liquid-Handling-Geräten (wie Pipetten nach ISO 8655 Teil 10) gelte, antwortete Kolb: „So hat man früher argumentiert. Heute reicht das nicht mehr aus.“
Die DAkkS-Expertin bestätigte zudem die Uneinheitlichkeit in der Begutachtung, die vielen QM-Beauftragten bekannt ist: Was ein Verfahrensmanager akzeptiert oder streicht, kann der nächste wieder fordern. Ihr zentraler Tipp zur Bewältigung dieser Schwankungen war die lückenlose Dokumentation des E-Mail-Verkehrs mit der DAkkS. Dies ermögliche es Laboren, auch neuen Begutachtern gegenüber den bislang akzeptierten Status quo nachzuweisen.
Umgang mit Abweichungen: Juristische und menschliche Aspekte
Am ersten Forumstag eskalierte Prof. Dr. Joachim Bloehs die Diskussion, indem er die rechtlichen Aspekte der Akkreditierung vertiefte und Praxistipps zum Umgang mit fragwürdigen Abweichungen gab. Er führte die Teilnehmer durch Beispielfälle und erläuterte die Erfolgsaussichten von Anfechtungen sowie den korrekten Umgang mit Fristen und Mahnschreiben der DAkkS.
Trotz seiner juristischen Expertise war sein wichtigster Appell der respektvolle Umgang mit den Begutachtern. Bloehs betonte, dass Sticheleien oder Anfeindungen in Anfechtungsschreiben die Fronten nur verhärten und eine zufriedenstellende Klärung verhindern. Sein ausgewogener Vortrag aus juristischer Schärfe und menschlichen Zwischentönen fand großen Anklang, was ihm sogar eine Verlängerung in die Kaffeepause hinein einbrachte.
Ein vielfältiges Programm mit verschiedenen Blickrichtungen
Das Forum Akkreditierung bot ein breites Spektrum weiterer wichtiger Programmpunkte. Dr. Carl-Heinrich Graser vom VUP stellte die Arbeit der Projektgruppe Akkreditierung vor und berichtete über Pain Points der Labore sowie den gemeinsamen Willen mit der DAkkS, die durchschnittliche Verfahrensdauer von 19 Monaten (VUP-Umfrage) zu reduzieren.
Zudem informierte DAkkS-Begutachterin Annette Loock über Neuerungen in wichtigen DAkkS-, EA- und ILAC-Regelungen. Ihr Kollege Dr. Stephan Walch gab Empfehlungen zum Umgang mit willkürlichen oder schlecht begründeten Audit-Abweichungen. Ein Fokus auf die Digitalisierung kam durch Patrick Öhlinger von der Labordatenbank, der die Abbildung einer QM-Dokumentation nach ISO 17025 in einem LIMS demonstrierte. Dieser Aspekt wird beim nachfolgenden LIMS-Forum von Klinkner & Partner am 28. und 29. Oktober 2025 in Mainz vertieft.
Fazit und Ausblick
Das Forum Akkreditierung fand seinen Abschluss in einer lebhaften Podiumsdiskussion, bei der die Teilnehmer letzte offene Fragen direkt mit den Experten und dem Plenum klären konnten. Die Stimmung am Ende der zweitägigen Online-Veranstaltung war sehr positiv, wobei insbesondere die Möglichkeiten zum Austausch und zur Diskussion hervorgehoben wurden.
Dr. Klinkner fasste zusammen, dass das diesjährige Forum eindrucksvoll die hohe Dynamik in Normung und Akkreditierung – zusätzlich befeuert durch Digitalisierung und KI – gezeigt habe. Trotz Herausforderungen wie steigenden Kosten und Formalismen im Umgang mit Akkreditierungsstellen laute das Fazit: Gute Vorbereitung ermöglicht es, Chancen zu nutzen und sich besser durchzusetzen. Das sechste Forum Akkreditierung ist bereits für den 23. und 24. September 2026 wieder online angesetzt.
Quelle
Nächster Termin
Forum Akkreditierung 2026
22.-23. September 2026