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Montag, den 03. Februar 2025 um 04:31 Uhr

Pollenanalysen an Sedimentkernen: Bleiverschmutzung im antiken Griechenland gibt Auskunft über gesellschaftlichen Wandel

Bereits in der Antike kontaminierten Menschen die Umwelt mit Blei, wie Untersuchungen an Sedimentkernen vom Meeresboden und aus dem küstennahen Umland der Ägäis zeigen. Diese Analysen wurden von einem Forschungsteam unter der Leitung von Geowissenschaftlern der Universität Heidelberg durchgeführt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass menschliche Aktivitäten in der Region bereits vor etwa 5.200 Jahren zu einer Bleiverschmutzung führten – deutlich früher als bisher angenommen. Zusammen mit den Ergebnissen von Pollenanalysen an den Sedimentkernen bieten diese Befunde Einblicke in den sozioökonomischen Wandel im ägäischen Raum und ermöglichen auch Rückschlüsse auf historische Ereignisse, wie die Eroberung Griechenlands durch die Römer. Die Sedimentkerne aus dem Ägäischen Meer wurden zwischen 2001 und 2021 bei Expeditionen mit den Forschungsschiffen METEOR und AEGAEO geborgen.

Die Ägäis war Heimat einiger der frühesten Kulturen der europäischen Antike. Das Forschungsteam untersuchte, ab wann und in welchem Ausmaß frühe menschliche Aktivitäten die Ökosysteme sowohl an Land als auch im marinen Bereich beeinflussten. Dazu analysierten sie 14 Sedimentkerne aus dem Boden und dem küstennahen Umland des Ägäischen Meeres. Ein Kern aus einem Torfmoor lieferte den Hinweis auf die früheste bekannte Umweltverschmutzung durch Blei, dessen Signal auf einen Zeitpunkt vor etwa 5.200 Jahren datiert werden konnte – rund 1.200 Jahre älter als der bisher früheste Nachweis für eine durch menschliche Aktivitäten verursachte Kontamination mit diesem Schwermetall.

"Weil Blei unter anderem bei der Herstellung von Silber freigesetzt wurde, ist der Nachweis steigender Bleikonzentrationen in der Umwelt zugleich ein wichtiger Indikator für sozioökonomischen Wandel", sagt Dr. Andreas Koutsodendris von der Forschungsgruppe "Palynologie und Paläoumweltdynamik", die unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Pross am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg angesiedelt ist. In den von den Heidelberger Wissenschaftlern untersuchten Sedimentkernen sind neben Blei auch Pollen enthalten, mit denen sich die Vegetationsentwicklung im ägäischen Raum rekonstruieren lässt. Die Pollengehalte lieferten dem Forschungsteam Hinweise auf die Art und Weise, wie das Land genutzt wurde. "Kombiniert zeigen die Daten zur Bleikontamination und zur Vegetationsdynamik, wann der Übergang von landwirtschaftlichen zu fortgeschrittenen Geldgesellschaften stattfand und welche Folgen er für die Umwelt hatte", betont Jörg Pross.

Vor etwa 2.150 Jahren kam es zu einem signifikanten Anstieg der Bleikonzentration, der mit einer intensiven Abholzung der Wälder und einer zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung einherging, wie die Analyse der Pollenspektren zeigt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Bleikontamination auch in Sedimenten des Ägäischen Meeres nachweisbar – dies stellt die weltweit früheste Dokumentation menschlich verursachter Bleibelastung im Ozean dar, wie Andreas Koutsodendris betont. "Diese Veränderungen decken sich zeitlich mit der Eroberung des hellenistischen Griechenlands durch die Römer, die sich in der Folge dessen Ressourcenreichtum zu eigen machten", erläutert der Heidelberger Archäologe Prof. Dr. Joseph Maran. So forcierten die römischen Eroberer unter anderem den Abbau von Gold, Silber und anderen Metallen, wofür im Zuge der Erzgewinnung und Erzverhüttung auch Holz benötigt wurde.


Den ganzen Artikel finden Sie unter:

https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/bleiverschmutzung-im-antiken-griechenland-gibt-auskunft-ueber-gesellschaftlichen-wandel

Quelle: Universität Heidelberg (01/2025)


Publikation:
A. Koutsodendris, J. Maran, U. Kotthoff, J. Lippold, M. Knipping, O. Friedrich, A. Gerdes, S. Kaboth-Bahr, A. Bahr, H. Schulz, D. Sakellariou and J. Pross: Societal changes in Ancient Greece impacted terrestrial and marine environments. Communications Earth & Environment (30 January 2025), DOI: 10.1038/s43247-024-01921-7
https://doi.org/10.1038/s43247-024-01921-7

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