Altersbedingte Makuladegeneration: Neues Zellkulturmodell untersucht Einfluss von Zigarettenrauch |
Dass Rauchen ungesund ist, wissen alle. Was eher in Fachkreisen bekannt ist: Zigarettenrauch schwächt die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen. Ein Team von Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen hat sich diesen Effekt nun genauer angesehen und ein in-vitro-Modell entwickelt, um die Signalwege im Inneren der Zellen besser zu verstehen. Denn es gibt einen vermuteten Stoffwechselzusammenhang zwischen Rauchen und der altersbedingten Makuladegeneration, der häufigsten Ursache für eine Erblindung im Alter.
An der Publikation haben die Forscher:innen des Instituts für
Zellbiologie (Tumorforschung), der Klinik für Augenheilkunde und des
Instituts für Physiologie zusammengearbeitet. Die Forschenden haben in
Laborexperimenten Zellen aus der menschlichen Netzhaut untersucht und
mit einem Extrakt aus Zigarettenrauch behandelt - einmal unter normalen
Sauerstoffbedingungen von 21%, einmal unter Sauerstoffmangel mit nur 1%.
„Wir
konnten beobachten, dass Zigarettenrauch die sogenannte mitochondriale
Integrität stört, also die natürliche Funktionsweise der Mitochondrien
stark beeinträchtigt“, so Dr. Yoshiyuki Henning, Postdoc am Institut für
Physiologie am Universitätsklinikum Essen. Normalerweise würde in so
einem Fall ein Notfallmechanismus anspringen, der dazu führt, dass der
Zuckerstoffwechsel, die sogenannte Glykolyse rapide ansteigt. Umso
überraschender war es für die Forscher:innen, dass dieser Mechanismus
ausblieb und stattdessen zwei Stoffwechselwege zur Energiegewinnung
unter normalen Sauerstoffverhältnissen massiv gestört waren. Der
Energiefluss ließ sich aber unter Sauerstoffmangel medikamentös
wiederherstellen. „Das ist für uns vor allem deshalb interessant,
weil ein gestörter Energiestoffwechsel in den Netzhautzellen als eine
zentrale Ursache für die altersbedingte Makuladegeneration vermutet
wird“, erklären Dr. Gina-Eva Görtz, Wissenschaftlerin in der Klinik für
Augenheilkunde und Dr. Johann Matschke, Leiter der Nachwuchsgruppe
'Metabolismus und Strahlenantwort' am Universitätsklinikum Essen. Das
neue in-vitro-Modell erlaubt es den Wissenschaftler:innen nun, diesen
Zusammenhang zukünftig weiter zu untersuchen.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.uni-due.de/med/meldung.php?id=1497
Quelle: Universitätsklinikum Essen (11/2023)
Publikation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37880219/ |