Flüchtige organische Verbindungen: die vernachlässigten Emissionen |
Flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOCs) haben vielfältige Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt, vor allem als Vorläufer von Ozon. Bislang erfahren sie aber weder in der Wissenschaft noch in der Politik genügend Aufmerksamkeit. In einer neuen Studie vergleichen Forschende Messungen von NMVOCs mit der Darstellung dieser Schadstoffgruppe in Emissionskatastern. Sie stellen erhebliche Abweichungen fest und empfehlen deshalb mehr Messungen in einem größeren geografischen Gebiet.
„NMVOCs sind eine sehr große Gruppe organischer Verbindungen, die
auf die Luftqualität einen erheblichen Einfluss haben. Sie zu messen ist
wichtig für das Verständnis der Atmosphärenchemie, als Input für
Luftqualitäts- und Klimamodelle und für die Bewertung politischer
Maßnahmen“, sagt Erstautorin Erika von Schneidemesser (RIFS). Für die
Vereinigten Staaten und Asien, vor allem China, sind wesentlich mehr
Daten verfügbar als für alle anderen Regionen. Auch in Europa gibt es
für viele Arten von NMVOCs nur wenig Messdaten.
Die
Emissionsquellen sind vielfältig und umfassen Industrie und Gewerbe,
Haushalte und Kleinverbraucher, Verkehr, Lösungsmittel und natürliche
Quellen wie Wälder. Für die Studie trugen die Forschenden verfügbare
Messungen von NMVOCs in städtischen Gebieten zusammen und verglichen sie
mit Emissionskatastern. Dabei konzentrierten sie sich auf anthropogene
Quellen. Die Ergebnisse zeigen große Diskrepanzen zwischen den Messungen
und den Emissionskatastern.
„Es gibt viele verschiedene
Faktoren, die für das Verständnis und die Darstellung von NMVOCs in
Emissionskatastern und für die Anwendung der Kataster - zum Beispiel in
der wissenschaftlichen Modellierung und der Politikbewertung - wichtig
sein könnten. Eines der Hauptprobleme ist, dass wir nicht wissen, welche
Faktoren am wichtigsten sind. Mehr Messungen können hilfreich sein,
einschließlich Langzeitmessungen sowie Messungen einer größeren Anzahl
von NMVOCs und der Gesamtreaktivität“, erläutert von Schneidemesser. So
könnten flüchtige organische Verbindungen ohne Methan in
Emissionskatastern akkurater dargestellt werden, das Verständnis ihrer
Rolle in der Atmosphäre würde verbessert und die Bewertung von
politischen Maßnahmen zur Reduktion von Luftschadstoffen erleichtert.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.rifs-potsdam.de/de/news/fluechtige-organische-verbindungen-die-vernachlaessigten-emissionen
Quelle: Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam (05/2023)
Publikation: von
Schneidemesser, E., McDonald, B. C., Denier van der Gon, H., Crippa,
M., Guizzardi, D., Borbon, A., Dominutti, P., Huang, G.,
Jansens?Maenhout, G., Li, M., Ou?Yang, C., Tisinai, S., & Wang, J.
(2023). Comparing Urban Anthropogenic NMVOC Measurements With
Representation in Emission Inventories—A Global Perspective. Journal of
Geophysical Research: Atmospheres, 128(8): e2022JD037906. https://doi.org/10.1029/2022JD037906
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