Infektion mit Erkältungs-Coronaviren kann breite Kreuzimmunität gegen SARS-CoV-2-Proteine auslösen |
Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf haben kreuzreaktive Immunantworten auf ein – neben dem Spike-Protein – weiteres SARS-CoV-2-Protein nachgewiesen. Sowohl in Blutproben von COVID-Erkrankten als auch von Personen, die nie mit SARS-CoV-2 infiziert waren, fand das Forschungsteam eine breite Reaktion der T Zellen des Immunsystems auf die SARS-CoV-2 RNA-abhängige RNA Polymerase. Die T Zellen der nie mit SARS-CoV-2 infizierten Personen entstanden vermutlich durch eine frühere Infektion mit anderen Erkältungs-Coronaviren und kreuzreagierten in den Tests mit der SARS-COV-2-Polymerase.
Die Reaktion der T Zellen des Immunsystems spielt eine wichtige
Rolle bei der Bekämpfung von COVID-19 sowie hinsichtlich des
Krankheitsverlaufs bei einer Infektion. Die Immunreaktion wurde bislang
vor allem für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 untersucht, da es die
Grundlage für Impfungen mit einem mRNA-Wirkstoff bildet.
SARS-CoV-2
ist ein RNA-Virus mit einem großen Genom, das für mindestens 29
Proteine kodiert, darunter Strukturproteine (einschließlich des
Spike-Proteins) sowie akzessorische und nicht-strukturelle Proteine.
Frühere Studien hatten gezeigt, dass die Exposition des Immunsystems
gegenüber Strukturproteinen eine virusspezifische Reaktion von CD4+ T
Zellen auslösen kann. Dabei hatte das Team um den DZIF-Wissenschaftler
Prof. Julian Schulze zur Wiesch vom Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf die Antwort der CD4+ T Zellen auf das strukturelle
SARS-CoV-2-Spike-Protein untersucht.
In einer neuen Studie
verglich das Team nun die spezifische T Zell-Antwort auf die
RNA-abhängige RNA-Polymerase von SARS-CoV-2 – ein nicht-strukturelles
Protein – in Blutproben von COVID-19-Patient:innen und von Personen, die
nie an COVID erkrankt waren, einschließlich Proben aus der Zeit vor der
Pandemie. In allen Proben wiesen die Forschenden eine breite T
Zell-Reaktion des Immunsystems nach. Die T Zellen, die in den Proben von
Personen gefunden wurden, die nie mit SARS-CoV-2 in Kontakt kamen,
entstanden daher vermutlich als Reaktion auf eine frühere Infektion mit
anderen Erkältungs-Coronaviren und reagierten in den Tests mit dem
SARS-CoV-2-Poymerase-Protein.
Darüber hinaus verglichen die
Wissenschaftler:innen die potenzielle spezifische Kreuzreaktivität der
SARS-CoV-2-RNA-abhängige RNA-Polymerase mit der anderer Proteine
verwandter Erkältungscoronaviren, um weitere Erkenntnisse über
SARS-CoV-2-spezifische T Zell-Reaktionen zu gewinnen.
„Diese
Daten belegen erneut, wie komplex die Immunantwort des Körpers auf
SARS-CoV-2 ist und welch ein langer Weg noch vor uns liegt, um diese
vollständig zu verstehen. Weitere Forschungen können nun auf dieser
Veröffentlichung aufbauen und intensiver die Interaktion zwischen
verschiedenen Atemwegsviren untersuchen“, sagt der Erstautor der Studie,
Tim Westphal.
Die Forschungsergebnisse können helfen, die
Entwicklung von Impfstoffen und Therapien gegen Corona- und andere
Atemwegsviren voranzutreiben, resümieren die Autor:innen.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.dzif.de/de/infektion-mit-erkaeltungs-coronaviren-kann-breite-kreuzimmunitaet-gegen-sars-cov-2-proteine
Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (05/2023)
Publikation: Evidence
for broad cross-reactivity of the SARS-CoV-2 NSP12-directed CD4+ T-cell
response with pre-primed responses directed against common cold
coronaviruses, Frontiers in Immunology, 2023, DOI: 10.3389/fimmu.2023.1182504
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