Ultrafeine Partikel – sehr klein und sehr gefährlich? |
Eine neue Studie von Forschenden bei Helmholtz Munich zeigt, dass ultrafeine Partikel, die die kleinsten Größenfraktionen der Feinstaubbelastung darstellen, für die menschliche Gesundheit gefährlicher sein könnten als größere Partikel. Diese Ergebnisse tragen zu der wachsenden Zahl an Studien bei, die darauf hinweisen, dass es möglicherweise nicht ausreicht, sich bei der Bewertung von Risiken für die öffentliche Gesundheit auf größere Partikelkonzentrationen und Gase zu konzentrieren.
Es besteht die Vermutung, dass ultrafeine Partikel (UFP; Partikel
mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm) zu größeren
Gesundheitsproblemen führen können als größere Partikel. Ultrafeine
Partikel stellen die kleinste Größenfraktion der partikulären
Luftverschmutzung dar, unterscheiden sich jedoch in vielerlei Hinsicht
von größeren Partikeln. Beispielsweise tragen sie nur unwesentlich zur
Partikelmasse bei, dominieren jedoch in der Partikelanzahlkonzentration
und verfügen über eine große Oberfläche und Reaktivität, die es den UFP
ermöglicht, mehr chemische Verbindungen zu transportieren. Die
Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von UFP sind jedoch
nach wie vor begrenzt.
Ein Team von Forschenden um Prof. Dr.
Annette Peters, Dr. Susanne Breitner-Busch und Maximilian Schwarz vom
Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich hat nun anhand von Daten
aus einer gezielten Messkampagne die Auswirkungen von Partikeln
unterschiedlicher Größe auf die ursachenspezifische Sterblichkeit
untersucht. Sie fanden ein erhöhtes Risiko für Todesfälle aufgrund von
Atemwegserkrankungen - vor allem bei kleineren Partikeln im Vergleich zu
größeren Partikeln.
Die Forschenden führten eine multizentrische
epidemiologische Studie über acht aufeinanderfolgende Jahre von 2010
bis 2017 in den drei deutschen Städten Dresden, Leipzig und Augsburg
durch. Diese Studie ist eine der ersten, die mehrere Messstationen pro
Stadt verwendet, um unterschiedliche Expositionssituationen abzubilden,
und verwendet einen neuartigen statistischen Ansatz zur Analyse der
Daten. Die Daten aus einer hoch spezialisierten Messkampagne
ermöglichten es den Forschenden, eine hohe Standardisierung und
Vergleichbarkeit zwischen den Messstationen zu erreichen – ein großes
Problem bei der Messung und Analyse von UFP.
Erhöhtes Sterberisiko durch Atemwegserkrankungen – insbesondere bei kleineren PartikelgrößenDie
Forschenden berichten in ihrer Studie ein signifikant erhöhtes
Sterberisiko aufgrund von Atemwegserkrankungen fünf bis sieben Tage nach
der Exposition gegenüber UFP. Es konnte gezeigt werden, dass bei einem
Konzentrationsanstieg von 3.223 Partikeln/cm3 das Risiko der
respiratorischen Mortalität um 4,46 % anstieg (95 % Konfidenzintervall:
1,52 % bis 7,48 %). Diese Ergebnisse waren unabhängig von anderen
partikulären Luftschadstoffen (z. B. PM2,5-Feinstaub), was auf eine
eigenständige Wirkung dieser Partikel hindeutet. Darüber hinaus zeigten
weitere Analysen, dass kleinste Partikelgrößen stärkere Auswirkungen auf
das respiratorische Sterberisiko haben.
Jenseits des Feinstaubs"Diese
Ergebnisse sind ein weiterer Schritt zu einem besseren Verständnis der
gesundheitlichen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln und deren
möglicher Einbindung in die künftige Routineüberwachung", folgert
Maximilian Schwarz. In einem ersten Schritt veröffentlichte die
Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2021 „Good Practice Statements“, in
denen sie insbesondere mehr UFP-Daten und die Notwendigkeit
epidemiologischer Studien forderte. "Die Ergebnisse der Studie
verstärken die Hinweise darauf, dass es wichtig sein kann, unsere
Überwachung der Luftqualität und die Risikobewertung für die öffentliche
Gesundheit auf Konzentrationen größerer sowie ultrafeiner Partikel und
Gase zu konzentrieren", sagt Prof. Dr. Annette Peters. Wenn sich die
Studienlage verstärkt, könnte sich eine Verringerung anderer
Schadstoffklassen, wie z. B. UFP, positiv auf die Gesundheit der
Menschen auswirken.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.helmholtz-munich.de/newsroom/news/artikel/ultrafeine-partikel-sehr-klein-und-sehr-gefaehrlich
Quelle: Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH) (05/2023)
Publikation: Schwarz
et al. (2023): Impact of Ambient Ultrafine Particles on Cause-Specific
Mortality in Three German Cities. American Journal of Respiratory and
Critical Care Medicine. https://doi.org/10.1164/rccm.202209-1837OC |