Strategiepapier zur tierversuchsfreien Chemikalientestung in der EU |
Für die Sicherheitstestung von Chemikalien werden von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA immer noch zahllose Tierversuche angeordnet. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche hat nun Hoffnung, dass sich etwas ändern könnte, denn die ECHA gibt an, eine tierversuchsfreie Zukunft der Chemikalientestung anzustreben.
Für Sicherheitstestungen fordern europäische Behörden wie die ECHA
(Chemikalien), EMA (Arzneimittel) oder EFSA (Lebensmittel) immer noch
Tierversuche ein. Ärzte gegen Tierversuche setzt sich seit Langem dafür
ein, ein Umdenken bei den Behörden zu erreichen und auf
tierversuchsfreie Testungsstrategien umzusteigen. „Es gibt zahlreiche
tierversuchsfreie Verfahren, die nachweislich exzellent geeignet sind,
um die Wirkungen von Chemikalien oder anderen Substanzen auf den
menschlichen Organismus zu untersuchen“, sagt Dr. Tamara Zietek,
Wissenschaftskoordinatorin bei Ärzte gegen Tierversuche. Dr. Zietek ist
als EU-Koordinatorin zusammen mit anderen internationalen
Tierrechtsorganisationen im ständigen Dialog mit der ECHA, die leider
bislang an den alten tierversuchsbasierten Teststrukturen festhält.
Ärzte gegen Tierversuche und Partner fordern zudem von der Europäischen
Kommission, ein konkretes Strategiepapier zum Ausstieg aus den
Tierversuchen zu entwickeln. Auch dies ließ bislang auf sich warten.
Die
Europäische Kommission gerät offensichtlich zunehmend unter Druck. Es
gab jüngst klare Signale wie die fast einstimmige Resolution des
Europaparlaments oder die mit 1.4 Mio. Unterschriften unterstützte
Europäische Bürgerinitiative, die beide einen konkreten Ausstiegsplan
aus den Tierversuchen in der EU fordern.
Das scheint sich
offensichtlich ausgezahlt zu haben. Kürzlich wurde nun von der
Europäischen Kommission bekanntgegeben, dass in Zusammenarbeit mit der
ECHA eine sogenannte Roadmap, also ein Strategiepapier, entwickelt
werden soll, das eine tierversuchsfreie Sicherheitstestung von
Chemikalien in Europa zum Ziel hat. „Das hört sich zunächst sehr positiv
an. In der Tat sind wir froh, dass erstmalig ein solches Vorhaben, das
wir schon seit Langem fordern, auf den Weg gebracht werden soll. Es gibt
bereits einige Länder wie die USA oder die Niederlande, die
Ausstiegspläne aus den Tierversuchen auf den Weg gebracht haben, somit
muss die EU dringend handeln!“, so Dr. Zietek.
„Allerdings sind
die kommunizierten Pläne aktuell noch sehr vage und es muss abgewartet
werden, wie die konkreten Inhalte aussehen sollen“, so Zietek weiter.
Bislang wurde lediglich kommuniziert, dass im Rahmen dessen ein
Überdenken der gesamten Teststrategie erfolgen soll, um
tierversuchsfreie Methoden für die Sicherheitstestungen zu etablieren.
„Das ist in der Tat ein essenzieller Faktor“, betont Dr. Zietek. „Denn
die modernen tierversuchsfreien Verfahren sind wissenschaftlich gesehen
bereit, implementiert zu werden. Die größte Hürde ist eine
Umstrukturierung des gesamten behördlichen Testsystems, das sich seit
Jahrzehnten manifestiert hat und auf Tierversuchen basiert.“
Ärzte
gegen Tierversuche wird die Entwicklungen verfolgen und sich weiterhin
bei der ECHA und der Kommission für einen schnellstmöglichen Ausstieg
aus den Tierversuchen einsetzen.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/news/aktuelle-news/3652-strategiepapier-zur-tierversuchsfreien-chemikalientestung-in-der-eu
Quelle: Ärzte gegen Tierversuche (11/2022)
Publikation: https://doi.org/10.1002/ange.202213765 |