Hochauflösende Mikroskope für Ausbildung und Wissenschaft |
Der diesjährige Leibniz-Gründungspreis geht an ein Wissenschaftler-Team des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT). Mit ihrer Geschäftsidee eines modular aufgebauten optischen Baukastens lassen sich leistungsfähige Mikroskope für unterschiedlichste Anwendungen konzipieren und in bildgebende Instrumente zur Untersuchung kleinster Details umsetzen. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro unterstützt die Gründungsphase aus dem Jenaer Institut in ein eigenständiges Technologie-Start-up.
Effiziente mikroskopische Systeme einfach und mit wenigen
Handgriffen maßschneidern – dieses Ziel verfolgt der optische Baukasten
openUC2 (You. See. Too). Mit ihrem modularen Konzept, das im
Handumdrehen abgestimmt auf die jeweilige Forschungsfrage optische
Werkzeuge entstehen lässt, konnten Dr. Benedict Diederich, René Lachmann
und Barbora Maršíková vom Leibniz-IPHT die Jury des
Leibniz-Gründungspreises der Leibniz-Gemeinschaft überzeugen.
OpenUC2: Mikroskopie-Baukasten für breite AnwendungsvielfaltDie
openUC2-Toolbox vereint verschiedene optische Komponenten zur
Bildgebung – von Linsen und LEDs über Spiegel und Filter bis hin zu
Objektiven. Forschende in Ausbildung oder Wissenschaft können damit
schnell und kostengünstig optische Instrumente zusammenstellen, um
kleinste Strukturen mikroskopisch zu analysieren. Die Bildqualität ist
dabei mit der von handelsüblichen und oftmals kostenintensiven optischen
Lösungen vergleichbar.
Die verschiedenen würfelförmigen Module
des vielseitig einsetzbaren Mikroskopie-Baukastens openUC2 lassen sich
per 3D-Druck herstellen und mit unterschiedlichen optischen Komponenten
ausstatten, was unkomplizierte Erweiterungen und Abwandlungen des
Baukastens möglich macht. Mit dem openUC2-System können so einfach und
erschwinglich leistungsfähige Mikroskope passgenau für den jeweiligen
Untersuchungsgegenstand oder die Anwendung konstruiert werden. Durch die
geschickte Kombination der Modulbausteine und durch Hinzufügen
optischer Komponenten lassen sich diese in kurzer Zeit zu weiteren
bildgebenden Lösungen umrüsten.
Die realisierten mikroskopischen
Instrumente sind dabei nicht nur mobil einsetzbar, sondern auch
platzsparend und können selbst in kleineren Labor- und
Versuchsumgebungen Einsatz finden. In Inkubatoren beispielsweise können
mithilfe des openUC2-Systems Langzeitbeobachtungen zur Überwachung der
Entwicklung von Zellkulturen in-vitro mikroskopisch verfolgt werden.
Das
quelloffene Prinzip des openUC2-Systems stellt eine weitere
Besonderheit dar: Bauanleitungen und Dokumentationen für die
Realisierung wirkungsvoller bildgebender mikroskopischer Lösungen werden
auf der Online-Plattform GitHub veröffentlicht. Sie stehen
Anwenderinnen und Anwendern von openUC2 frei zugänglich zur Verfügung.
Gleichzeitig unterstützt Nutzerfeedback die Weiteroptimierung der
Toolbox.
Ausgründung aus dem Leibniz-IPHTDie Geschäftsidee
des optischen Baukastens openUC2 wird 2022 in einem eigenständigen
Technologie-Start-up fortgeführt. Als ersten Schritt wird openUC2 nach
seiner Ausgründung aus dem Leibniz-IPHT mit einer Experimentierbox
(„miniBOX“) auf den Markt gehen, die mit Modulen, wie Linsen, Spiegeln,
Objektiven und Probenhaltern, sofort für verschiedene
Experimentieraufbauten einsatzbereit und vor allem für Anwendungen im
Bereich Bildung geeignet ist. Damit wird moderne Mikroskopie und
Bildgebung auch im schulischen Unterricht für Schülerinnen und Schüler
als auch für Optik-Interessierte experimentell erfahrbar. Die „miniBOX“
wird voraussichtlich im vierten Quartal 2022 erhältlich sein. In einem
zweiten Schritt ist auf der Basis zusätzlicher optischer Modulbausteine
geplant, komplexere Angebote in Form von modularen Hightech-Mikroskopen
für die Ausbildung in Laboren und Hochschulen sowie für Forschung und
Entwicklung auf den Markt zu bringen.
„Die Auszeichnung mit dem
Leibniz-Gründungspreis bietet uns die einmalige Chance, unsere Idee
eines modularen Mikroskopie-Baukastens, mit dem jede Anwenderin und
jeder Anwender sich ein eigenes bildgebendes Instrument individuell
konstruieren kann, zu verwirklichen und in nutzerfreundliche Instrumente
umzusetzen, was eine schöne Bestätigung unserer bisherigen Arbeit ist.
Damit eröffnen wir einem breiten Publikum einen einfachen Zugang zur
Welt der Optik und Mikroskopie“, erklärt Gründer René Lachmann, der
zusammen mit Barbora Maršíková und Dr. Benedict Diederich aus der
Abteilung Mikroskopie am Leibniz-IPHT die openUC2-Geschäftsidee
entwickelte.
Über den Leibniz-GründungspreisMit dem
Gründungspreis der Leibniz-Gemeinschaft werden Ausgründungsvorhaben aus
Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- bzw. Start-up-Phase
unterstützt. Das Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro ist zweckgebunden und
kann für Unterstützungsleistungen bei der Überprüfung und praktischen
Umsetzung der Unternehmenskonzepte, insbesondere für Herausforderungen
wie Markteintritt, Einwerbung einer Finanzierung oder Entwicklung von
Marketing- und Vertriebskonzepten eingesetzt werden. Über die Vergabe
des Preises entscheidet eine mit internen und externen Mitgliedern
besetzte Preis-Jury der Leibniz-Gemeinschaft. Weitere Informationen zum
Leibniz-Gründungspreis.
Den ersten Platz teilt sich in diesem
Jahr das openUC2-Team vom Leibniz-IPHT mit der PROSION GmbH, einer
Ausgründung des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie
für ihre Arbeit an Molekülbausteinen für die pharmazeutische
Wirkstoffentwicklung.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.leibniz-ipht.de/de/hochaufloesende-mikroskope-fuer-ausbildung-und-wissenschaft-leibniz-ipht-team-erhaelt-leibniz-gruendungspreis-2022/
Quelle: Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) (06/2022) |