Von der Forschung in die Praxis: Lebensmittelbetrug mit molekularen Fingerabdrücken nachweisen |
Sind die Walnüsse in Lebensmitteln tatsächlich Walnüsse und die Trüffel kulinarisch wertvoll oder nur minderwertige Arten? Um dies eindeutig nachweisen zu können, nahmen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft im Verbundprojekt „Analytische Werkzeuge zur experimentellen Überprüfung der Herkunft und Identität von Lebensmitteln (FoodProfiling)“ molekulare Fingerabdrücke von Lebensmitteln und erarbeiteten ein nachhaltiges Daten-managementsystem sowie erste Praxisanwendungen. Damit können Tests entwickelt werden, mit denen sich Lebensmittelbetrug zukünftig einfacher und kostengünstiger nachweisen lässt.
Forschende der Universität Hamburg, des Leibniz-Instituts für
Lebensmittel-Systembiologie an der TU München, der Universität Hohenheim
und der Universität Tübingen, nahmen hochaufgelöste Daten
(Fingerabdrücke) auf allen relevanten zellulären Ebenen (DNA, Proteine,
Stoffwechselprodukte) der Lebensmittel auf und komplettierten die
Untersuchungen mit hochaufgelösten Element- und Isotopenprofilanalysen.
Die Ergebnisse speisten sie in ein eigens entwickeltes
Datenmanagementsystem ein, das auch für zünftige Fragestellungen zur
Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln herangezogen werden kann.
Erste Anwendungen für die Praxis entwickelt
Anhand
der unterschiedlichen Datenprofile der Lebensmittel konnten die
beteiligten Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft bereits erste
unkomplizierte und in der Praxis anwendbare Methoden zur
Authentifizierung von Lebensmitteln entwickeln. Diese stehen zur
Anpassung und Weiterentwicklung zur Verfügung, sodass zukünftig
beispielsweise auch wissenschaftlich nicht ausgebildetes Personal die
Herkunft und Identität von Lebensmitteln überprüfen kann.
Von Walnuss und Trüffel zu Fisch, Gewürzen und Superfoods
Im
Fokus der Analysen standen zunächst Trüffel und Walnüsse. Trüffel
zählen zu den teuersten Lebensmitteln und sind besonders häufig von
Fälschungen betroffen. Walnüsse stellen aufgrund ihres hohen Fettanteils
eine besonders herausfordernde Matrix dar. Mit den wasserreichen,
fettarmen Trüffeln und den wasserarmen, fettreichen Walnüssen können die
Forschenden eine große Bandbreite an Lebensmitteln abdecken und ihre
Erkenntnisse auf andere wirtschaftlich relevante Lebensmittel
übertragen. Dazu zählten innerhalb des Projekts beispielsweise die
Unterscheidung verschiedener Fischarten, Gewürze oder sogenannte
Superfoods wie Chia-Samen und Quinoa.
Gemeinsames Ziel: Lebensmittelsicherheit verbessern
Die
enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und den
Wirtschaftsunternehmen dient dem gemeinsamen Ziel, die
Lebensmittelsicherheit zu verbessern. Durch den Wissenstransfer
profitierten die Wirtschaftsunternehmen von modernsten hochauflösenden
Forschungsmethoden. Die Forschungsinstitutionen konnten ihrerseits die
Anforderungen an praktischen Nachweismethoden in ihre Forschung
integrieren.
Hintergrund
Produktfälschungen, wie
die Um- oder Falschetikettierung von günstigeren zu Premiumprodukten
oder das Strecken von Lebensmitteln mit kostengünstigeren Bestandteilen,
ist ein zunehmend kritisches Thema in allen Bereichen der komplexen und
globalen Beschaffungskette. Der dadurch verursachte Schaden liegt im
zweistelligen Milliardenbereich. Angaben zur geografischen oder
botanischen Herkunft und zur chemischen Identität von pflanzlichen
Rohstoffen können über Frachtpapiere oder Rechnungen überprüft und
rückverfolgt werden. Jedoch hat sich in der Praxis dieses Verfahren vor
allem bei geschickten kriminellen Manipulationen oft als nicht
ausreichend erwiesen. Deshalb müssen sichere analytische Strategien zur
Authentifizierung von Lebensmitteln wie das Food Profiling entwickelt
werden.
http://www.food-profiling.org
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/211013_Food_Profiling.html;jsessionid=CFCE260C0E301B0594ED11636ED753EF.1_cid325
Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (10/2021) |