Was beeinflusst den Krankheitsverlauf von Covid-19? |
Manche Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, merken kaum etwas davon. Andere wiederum erkranken schwer und müssen stationär behandelt werden. Als einen wichtigen Frühindikator dafür, ob die Virusinfektion mild oder schwer verlaufen wird, hat die Arbeitsgruppe „Cellular immunity in inflammation and cancer“ am Universitätsklinikum Erlangen den Immunbotenstoff Interleukin-3 identifiziert.
Die Forschenden um PD Dr. med. Georg Weber, stellvertretender
Klinikdirektor und Leitender Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des
Universitätsklinikums Erlangen, und Dr. Alan Bénard, Mitarbeiter an der
Chirurgischen Klinik, beschäftigen sich auf zellulärer Ebene mit
immunologischen Mechanismen bei entzündlichen und bösartigen
Erkrankungen. Nun haben sie in einer Studie nachgewiesen, dass ein
niedriger Interleukin-3-Spiegel im Blutplasma häufig mit einem schweren
Covid-19-Krankheitsverlauf einhergeht.
Das Zytokin Interleukin-3
spielt für die Organisation der Immunantwort des Körpers nämlich eine
große Rolle. Es regt am Ort des Geschehens einer Entzündung – zum
Beispiel einer Lungenentzündung ausgelöst durch SARS-Cov-2 – die
dortigen Zellen dazu an, das Protein CXCL12 zu bilden. „Dieses Protein
kommuniziert mit den plasmazytoiden dendritischen Zellen –
unspezifischen Immunzellen, die normalerweise in der Blutbahn
zirkulieren. CXCL12 ‚lockt‘ sie gewissermaßen in die entzündete Lunge,
wo sie die Vermehrung der auslösenden Viren eindämmen“, erklärt Dr.
Weber.
Exaktere Evaluation des Risikos
Dafür, ob
für eine Person, die sich mit dem Coronavirus infiziert hat, das Risiko
eines schweren Verlaufs besteht, liefert der Interleukin-3-Spiegel also
einen wichtigen Anhaltspunkt. Bisher konnte man diese Einschätzung nur
an weitaus gröberen Kriterien festmachen – etwa am Alter oder bestimmten
Vorerkrankungen. „Es können aber auch Menschen, die keinerlei
Risikogruppe angehören, wenig Interleukin-3 im Blut haben. Bei diesen
kam bislang ein schwerer Verlauf eher überraschend und eine adäquate
medizinische Versorgung möglicherweise zu spät“, gibt Dr. Weber zu
bedenken.
Nun könnten auf Grundlage der Studienergebnisse zu
einem früheren Zeitpunkt wichtige Entscheidungen über die Behandlung von
Covid-19-Patienten getroffen werden. Perspektivisch sei auch denkbar,
eine Immuntherapie zu entwickeln, bei der Interleukin-3 in Form eines
Inhalats zum Einsatz komme, um zielgenau die Lunge vor dem Befall durch
Viren zu schützen.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.fau.de/2021/02/news/wissenschaft/was-beeinflusst-den-krankheitsverlauf-von-covid-19/
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (02/2021)
Publikation: https://www.nature.com/articles/s41467-021-21310-4 |