Corona-Test aus dem Koffer: Ein mobiles Labor zur Schnellerkennung von SARS-CoV-2 für Afrika |
Das Maß der Dinge zur Erkennung von SARS-CoV-2 ist der PCR-Test. Doch valide Ergebnisse liegen oft erst nach Tagen vor. Dazu muss das Labor gut ausgestattet, das Personal geschult und finanzielle Ressourcen vorhanden sein. All das ist in Afrika meist ein Problem. Ein mobiler Koffer könnte helfen. In Zusammenarbeit mit mehreren afrikanischen Universitäten haben Wissenschaftler der Universität Leipzig festgestellt, dass dieses Minilabor ähnlich gute Testergebnisse liefert wie ein PCR-Test. Allerdings fast in Echtzeit.
Der handliche Koffer könnte schnelle Corona-Ergebnisse in
Regionen Afrikas liefern, die nicht annähernd über europäische
Testmöglichkeiten und eine ausreichende medizinische Infrastruktur
verfügen. Der Koffer ist ein kleines, mobiles Labor: Mit einem
Diagnostikgerät, Solarpanel sowie Netzgerät ausgestattet, dazu diversen
Reagenzien, etwas RNA-Extraktion und Gummihandschuhen. „Mit diesen
Utensilien kann direkt vor Ort, auch in den abgelegensten Gebieten, ein
sogenannter RPA-Test gemacht werden. Das Ergebnis liegt nach nur 15
Minuten vor“, erklärt Virologe Dr. Ahmed Abd El Wahed vom Institut für
Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen, der die Studie an der
Universität Leipzig leitet.
Infizierte können so schneller
erkannt und isoliert werden. Eine wichtige und lebensrettende Maßnahme
in Ländern, die wohl noch lange auf Impfstoffe warten müssen und derzeit
vor allem über Tests das Covid-Geschehen in den Griff bekommen können.
In der ersten Studie an der Universität Leipzig konnte mittels
Genomanalyse (RPA-Methode, Recombinase-polymerase Amplification) mit
einer Genauigkeit von 94 Prozent quasi in Echtzeit eine Infektion mit
SARS-CoV-2 festgestellt werden. „Für den Test reicht eine Speichelprobe
oder eine Entnahme mit dem Nasentupfer, alle Reagenzien sind bei
Raumtemperatur einsetzbar“, erklärt Dr. Abd El Wahed die einfache
Funktionalität des mobilen Koffers.
Kofferlabor bereits erfolgreich bei Ebola im Einsatz
Die
Methode, die nun bei Covid-Tests genutzt werden soll, wurde bereits
erfolgreich für verschiedene andere Infektionskrankheiten evaluiert.
Unter anderem auch bei Ebola-Ausbrüchen in Westafrika, etwa in Guinea
2015. Im aktuellen SARS-CoV-2 Geschehen wird der Koffer schon in Ghana,
Senegal und Ägypten getestet, dazu in weiteren fünf afrikanischen
Ländern (Madagaskar, Nigeria, Sudan, Uganda, DR Kongo) eingesetzt. Das
soll nun in weiteren Studien evaluiert werden.
Konkret soll die
exakte Leistung der entwickelten SARS-CoV-2 RPA-Tests ermittelt und mit
PCR-Tests verglichen werden. Sind die Ergebnisse vergleichbar, was die
ersten Testreihen bestätigen, könnte das Kofferlabor zur Ermittlung von
SARS-CoV-2 bald verstärkt im klinischen Feld eingesetzt werden.
Die
Studie wird mit 500.000 Euro von der „Partnerschaft für klinische
Studien in Europa und den Entwicklungsländern (EDCTP)“ unterstützt und
läuft noch bis September 2021. Die EDCTP ist eine öffentliche
Partnerschaft zwischen Ländern in Europa und Afrika südlich der Sahara,
die von der Europäischen Union gefördert wird. Sie soll die klinische
Entwicklung neuer oder verbesserter Arzneimittel zur Identifizierung,
Behandlung und Prävention armutsbedingter Infektionskrankheiten
beschleunigen.
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/corona-test-aus-dem-koffer-2021-02-11/
Quelle: Universität Leipzig (02/2020)
Publikation: in "Analytical Chemistry": Suitcase Lab for Rapid Detection of SARS-CoV-2 Based on Recombinase Polymerase Amplification Assay, https://dx.doi.org/10.1021/acs.analchem.0c04779 |