Hafnium-Isotope als Schlüssel: Glas-Herkunft aus römischer Kaiserzeit nachgewiesen |
Die genaue Herkunft von hochwertigem transparenten Glas aus der römischen Kaiserzeit (3. Jahrhundert nach Christus) – zum Beispiel für Gefäße und Fensterglas – war lange Zeit nicht nachweisbar. Historische Quellen legten wegen der in Quellen gefundenen Bezeichnung "alexandrinisch" den Ursprung in Ägypten nahe, doch ließ sich das bislang nicht nachweisen. Hingegen deutete vieles auf Palästina als Zentrum der spätantiken Glasproduktion hin. Dort wurden bei Grabungen viele Öfen freigelegt. Das Rätsel um das farblose römische Glas ist nun gelöst: "alexandrinisch" steht tatsächlich für die Produktion in der Nähe des Nils in Ägypten.
Die genaue Herkunft von hochwertigem transparenten Glas aus der
römischen Kaiserzeit (3. Jahrhundert nach Christus) – zum Beispiel für
Gefäße und Fensterglas – war lange Zeit nicht nachweisbar. Historische
Quellen legten wegen der in Quellen gefundenen Bezeichnung
"alexandrinisch" den Ursprung in Ägypten nahe, doch ließ sich das
bislang nicht nachweisen. Hingegen deutete vieles auf Palästina als
Zentrum der spätantiken Glasproduktion hin. Dort wurden bei Grabungen
viele Öfen freigelegt. Das Rätsel um das farblose römische Glas ist nun
gelöst: "alexandrinisch" steht tatsächlich für die Produktion in der
Nähe des Nils in Ägypten. Das geht aus einer Studie mit einer neuen
geochemischen Isotopen-Analyse hervor.
An der jetzt im
Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlichten Untersuchung war auch
der Professor für Klassische Archäologie und Direktor des
Archäologischen Museums an der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster, Achim Lichtenberger, beteiligt. "Die neuen Befunde
verdeutlichen die enge Verzahnung von Archäologie und Geologie. Es
unterstreicht die Bedeutung interdisziplinärer Forschungen", betonte der
münstersche Wissenschaftler.
Ausgangpunkt der Arbeit waren
Glasfunde aus dem dänisch-deutschen "Jerash Northwest Quarter Project".
Rund um die jordanische Stadt finden seit 2011 Ausgrabungen unter
Beteiligung des münsterschen Forschers statt. Achim Lichtenberger und
seine dänische Kollegin und Direktorin des Centre for Urban Network
Evolutions (UrbNet), Prof. Dr. Rubina Raja (Universität Aarhus), leiten
das archäologische Projekt rund um die Ausgrabungsstätte in Jerash.
Die
geochemische Analytik wurden entwickelt von Dr. Gry Barfod vom UrbNet
in Aarhus. Mit der neuen Methode kann künftig ermittelt werden, woher
genau Funde des durchsichtigen Glases aus der römischen Kaiserzeit
stammen. Den Schlüssel lieferte der bei der Glasherstellung verwendete
Sand. Darin enthaltene Hafnium-Isotope dienten in der Geochemie dazu,
eine Art Fingerabdruck des Sandes zu erstellen. "Hafnium-Isotope haben
sich als wichtiger Tracer für den Ursprung von Sedimentablagerungen in
der Geologie erwiesen. Damit kann eindeutig zwischen ägyptischem und
palästinischem Glas unterschieden werden", sagt Gry Barfod.
Hafnium-Isotope
wurden bisher in der Archäologie nicht verwendet, um den Handel mit
antiken künstlichen Materialien wie Keramik und Glas zu untersuchen.
"Diese aufregenden Ergebnisse zeigen deutlich das Potenzial der
Hafnium-Isotope bei der Aufklärung der Herkunft antiker Materialien",
unterstreicht Co-Autor Prof. Dr. Ian Freestone vom Londoner University
College. "Ich bin sicher, dass sie in Zukunft ein wichtiger Teil des
wissenschaftlichen Instrumentariums werden."
Den Artikel finden Sie unter:
https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=11125
Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster (07/2020)
Publikation: Barfod,
G.H., Freestone, I., Lesher, C.E., Lichtenberger, A. & Raja, R.
'Alexandrian' Glass Confirmed by Hafnium Isotopes. Scientific Reports: www.nature.com/articles/s41598-020-68089-w |